Friday, June 2, 2017

Firiya - die Witwe



Als ich mich nochmal umdrehte, stand sie in der kleinen Tür ihres Hauses mit Strohdach, die sie seid über 3 Monaten nicht mehr verlassen hatte. Der dunkle Hintergrund des Innenraums brachte den leuchtenden Kontrast ihres weißen Gewandes hervor. Das Licht des Sonnenuntergangs war optimal um ein wunderschönes Foto zu machen. Doch ich konnte es in dem Moment nicht übers Herz bringen, sie in einem Foto festzuhalten ... 

Ihre Schwiegermutter und beide ihrer Omas saßen draußen im Hof mit weiteren Frauen, die ihre Kinder wuschen. Alles war vorbereitet für das Fastenbrechen um 18.35 Uhr: Eiswasser, kalter "Jamakudji" (Ingwersaft), Bissapsaft, Hirsebrei. Es war ein heißer und schwüler Tag gewesen, ich schätze mal um die 38C, der 6. Ramadan Tag. Es war mein letzter Abend in Kong.

Ich bin so froh, dass ich sie in den letzten Wochen etwas näher kennenlernen konnte. Sie sagte, sie hätte mich auf Ami's Hochzeit im Dezember gesehen. Damals war sie hochschwanger gewesen. Ich konnte mich nicht mehr erinnern. Ihr Mann war bereits krank, sagte sie, und verstarb kurz nach der Geburt ihres Sohnes, der nun 4 Monate alt ist. Vier ganze Monate und 10 Tage bleibt eine Witwe im Haus und geht nur zur Toilette oder zum Duschen nach draußen, oder wenn sie wegen Krankheit zum Doktor muss. Sie hat keine Aufgaben. Das Essen wird ihr gekocht und gebracht. Sie sitzt oder liegt den ganzen Tag im Haus in einem Raum. So ist es im Islam vorgeschrieben. 


Ihre beiden Omas saßen bei ihr und spinnten Baumwolle. Sie hatte es selbst mit dem Spinnen versucht, eine der einzigsten Arbeiten die sie tun darf, doch es klappte nicht so recht. Die alten Frauen, die jahrelange Praxis haben sind da geschickter. Ich wollte ihr das Häkeln beibringen, doch dazu kam es leider nicht mehr.

Wir brachen von Kong bei Sonnenaufgang heute morgen auf und waren drei Stunden später in Korhogo. Als ich meine Gastfamilie anrief, dass wir gut angekommen sind, sagte T., dass die kleine Madjara an meiner verschlossenen Tür stand. Madjara ist 2 Jahre alt und hat ihren Vater, der ein Djembespieler war, nie kennengelernt. Er verstarb, als ihre Mutter mit ihr schwanger war.



Wärend meiner 4 Monate in Kong wurde ich reich beschenkt mit Beziehungen, die zu Freundschaften wurden mit Frauen, die ich schätze. Die Witwen liegen mir besonders am Herzen.

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